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- Michael
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categories: article
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draft: false
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lastmod: '2014-04-06T13:14:12+02:00'
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publishDate: '2014-04-06T13:14:12+02:00'
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slug: freifunk-die-idee-von-freiheit-index
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title: "Freifunk \u2013 Die Idee von Freiheit"
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### Vorgeschichte
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Montag Abend haben wir beim Treffen zusammen gesessen und überlegt, wie
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wir Euch richtig schön in den April schicken können. Dabei
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herausgekommen ist [dieser Text][1]. Beim Schreiben haben wir uns
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überlegt, wofür Freifunk steht und wie man diese Grundsätze ins
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Gegenteil verkehren kann. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, um die Idee
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von Freiheit und Freifunk noch einmal etwas anders zu beleuchten.
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### Freifunk-IDs
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Am Dienstag, den 1. April wurde der Artikel pünktlich morgens um 8:00
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freigeschaltet. Darin haben wir angekündigt, zur Entlastung des Netzes
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sog. “Freifunk-IDs” einzuführen. Mit diesen sollten sich die Nutzer
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gegenüber dem Netz identifizieren. Nutzer ohne eine solche ID sollten
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auf 30 Minuten Netznutzung pro Tag beschränkt werden. Zur Krönung sollte
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diese ID nur für Knotenbetreiber kostenfrei sein.
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Im Laufe des Vormittags trudelten dann die ersten Kommentare ein. Diese
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waren lustig gemeint und die Authoren hatten unseren Scherz als solchen
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durchschaut. Es sind sogar andere Communities, wie Lüneburg oder Kiel
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auf unseren Zug mit aufgesprungen und haben selber die Idee übernommen.
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Später kamen dann per Chat Berichte von den ersten, die uns auf den Leim
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gegangen sind und besorgt oder empört waren. Manche wollten sogar ihre
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Router abbauen und die Community verlassen. Diese Reaktionen zeigen, wie
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wichtig Euch Freifunk ist.
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### Freifunk bedeutet Freiheit
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Auch wenn es im Artikel so geklungen haben mag, nehmen wir freie
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Kommuniktion nicht auf die leichte Schulter. Freifunk bedeutet mehr als
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nur kostenlosen Internetzugang und das ist uns allen bewusst: Es geht um
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digitale Teilhabe, freien Zugang zu Wissen, Austausch untereinander,
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Vernetzung und nicht zuletzt um Freiheit. Der Namensbestandteil “Frei”
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sagt es ja bereits.
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Freiheit bedeutet dabei aber nicht automatisch, alles tun und lassen zu
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können, was einem gefällt. Vielmehr gilt es dabei, auf die Freiheit der
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anderen Rücksicht zu nehmen. Aus diesem Grund würden wir z. B. nie
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absichtlich Personen überwachbar machen, wo es sich verhindern lässt.
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Somit ist eine ernsthafte Einführung von individuellen “Freifunk-IDs”
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undenkbar.
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Die digitale Teilhabe stellt einen anderen Aspekt der Freiheit dar. Wer
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heute nicht die Möglichkeit hat, auf das Wissen, Kommunikationsmittel
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und nicht zuletzt das Internet zuzugreifen, wird mehr und mehr vom
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gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Wie stark die digitale Welt
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unser Leben und den Alltag prägt, merkt ihr sicher täglich. Wird der
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Zugang insgesamt oder in Teilen beschränkt (wie z. B. jüngst in der
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Türkei), so bedeutet dies einen massiven Einschnitt in die Möglichkeit,
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sich auszutauschen, sich zu Informieren und somit in die Freiheit jedes
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einzelnen.
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Viele Unternehmen und Politiker haben dies noch nicht begriffen oder
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wollen unser aller Freiheit ihren eigenen Zielen (Gewinn, Macht,
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scheinbarer Sicherheit, …) unterordnen. Bekannte Beispiele hierfür sind
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u.a. die Überwachung durch Geheimdienste, Zensur, das Ausanalysieren von
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Nutzern zu Werbezwecken, der Handel mit Adressdaten oder die Drosselung
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von Internet-Zugängen.
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Weniger bewusst hingegen ist vielen sicherlich, dass
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Telekommunikationsanbieter “freie” WLAN-Zugänge nicht aus
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Selbstlosigkeit bereitstellen, sondern klar kalkulierte Gewinnabsichten
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verfolgen. So muss man sich bei den meisten “freien” Hotspots z. B.
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registrieren, wodurch man wertvolle Daten preisgibt (wo wähle ich mich
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wann ein und was mache ich im Netz). Außerdem kann man so leichter mit
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Werbung versorgt werden und ggf. auch einen Premium-Account verkauft
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bekommen.
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Dann wieder wird Nutzern ein freier Internet-Zugang versprochen, dieser
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aber zeitlich oder im Funktionsumfang limitiert. Der
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Telekommunikationsanbieter entscheidet dann, was man wie lange tun darf
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und was man lieber lassen sollte. Typisch ist z.B. die Beschränkung auf
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eine Stunde oder gar 30 Minuten pro Tag. Dabei bleibt dann aber
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unberücksichtigt, dass sich manche Leute keinen eingenen Anschluss
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leisten können und solche “freien” Zugänge der einzige Weg sind, mit
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Freunden zu schreiben oder sich über aktuelle Ereignisse in der Welt zu
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informieren.
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Um diese Freiheiten nicht kommerziellen oder politischen Zielen opfern
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zu müssen, beteiligen sich viele Menschen bei Freifunk. Das Ziel ist es,
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auf diese Weise die Freiheiten jedes einzelnen sicherzustellen.
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### Freifunk bleibt frei!
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Würden wir die Freiheiten, die unser aller Netz bietet, einschränken,
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dann wäre es kein Freifunknetz mehr. Daher wollen wir keine Überwachung
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im Freifunknetz installieren, den Zugriff nicht beschränken und
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niemanden ausschließen. Im Gegenteil: Wir wollen allen ermöglichen,
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mitzumachen und sich einzubringen. Daher wollen wir kein hermetisch
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abgeschottetes “Freifunk Hamburg Team”, sondern offene Treffen und
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offene Strukturen.
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Ihr alle seid eingeladen, zu den Treffen zu kommen, euch einzubringen
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und Freifunk mitzugestalten. Das muss nicht technisch passieren, sondern
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kann auf vielfältige Art und Weise geschehen: Diskutiert mit uns,
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schreibt Anleitungen, macht Öffentlichkeitsarbeit, macht kulturelle
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Aktionen rund um oder im Freifunk, bindet Freifunk in Veranstaltungen
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ein, nutzt das Netzt, stellt eigene Inhalte bereit und ganz wichtig:
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Wenn wir doch mal den Fokus verlieren sollten, sagt es uns und versucht
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mit uns Lösungen zu finden.
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Danke!
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Die Wiedergabe dieses Artikel geschieht mit freundlicher Erlaubnis des
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Projektes hamburg.freifunk.net. Wir möchten uns an dieser Stelle sehr
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für die Arbeit bedanken, die das Projekt für die Bürger der Stadt
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Hamburg leistet.
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[1]: http://hamburg.freifunk.net/2014/04/freifunk-hamburg-ruestet-sich-fuer-die-zukunft.html "Freifunk Hamburg rüstet sich für die Zukunft"
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