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authors:
- Michael
categories: article
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publishDate: '2015-05-21T23:04:29+02:00'
slug: nachruf-auf-klaus-brunnstein-index
title: Nachruf auf Klaus Brunnstein
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Es gibt nicht viele Professoren in der Informatik, die sich in einem
Maße gesellschaftlich einbringen und Diskussionen über technische Themen
anstoßen und vorantreiben, wie er es sein ganzes Berufsleben und auch
nach der Emeritierung getan hat. Klaus Brunnstein ist am 19. Mai 2015 im
Alter von 77 Jahren verstorben.
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Seine Leidenschaft innerhalb der Informatik war die IT-Sicherheit und
das Nachdenken darüber, wie sich unsere Welt durch die
Informationstechnik transformiert. Er galt manchen, nicht nur in
Deutschland, als „Viren-Papst“ und betrieb an der Uni seit 1988 ein
Forschungslabor für Schadsoftware und deren Bekämpfung. Bekannt wurde er
bundesweit durch seinen Sachverstand im Rahmen der Verfassungsbeschwerde
gegen die Volkszählung 1983, aus der das heute viel beachtete Recht auf
informationelle Selbstbestimmung abgeleitet wurde. Durch das Erklären
von Zusammenhängen und Prinzipien technisierter Überwachung hat er
seinen Anteil an der Schaffung dieses heute grundlegenden Rechts.
Mit seiner politischen Arbeit gestaltete er die Technikfolgenabschätzung
frühzeitig mit und versuchte, ihr zur nötigen Beachtung zu verhelfen.
Seine Vorhersage, daß sich staatliche Apparate reichlich der digitalen
Möglichkeiten bedienen werden, ist mittlerweile zweifelsohne
eingetroffen, und seine Forderung nach Transparenz von staatlichem
Handeln ist heute so aktuell wie vor dreißig Jahren.
Vielen Informatik-Studenten der Universität Hamburg bleibt [Klaus
Brunnstein][1] als der erste Professor in Erinnerung, bei dem sie eine
Vorlesung gehört haben. Jedes Jahr zur Orientierungseinheit hat er eine
Vorlesung zum Thema Verantwortung als Informatiker gegeben. Darin hat er
erklärt, wie die Systeme, die wir schaffen, unser aller Leben
beeinflussen und wie sich dieser Einfluß auch negativ auswirken kann,
wie durch Mißbrauch ein gut gemeintes Werkzeug zu einem gegenteiligen
Zweck umgenutzt werden kann. Er wies mit Nachdruck auf die Verantwortung
der Entwickler dieser Systeme hin.
Zum Chaos Computer Club (CCC) hat Klaus Brunnstein über viele Jahre ein
ambivalentes Verhältnis gepflegt: Er hat Unsinn stets Unsinn genannt und
mochte sich mit mancher Interpretation der Hackerethik nur schwerlich
anfreunden. 1984 übte Brunnstein heftige Kritik am damaligen Btx-Hack,
den er frei raus eine „kriminelle Handlung“ nannte; trotzdem pflegten
die Hacker guten Kontakt mit ihm. Es blieb eine freundschaftliche
Zuneigung, eine gegenseitige. Als Besucher auf den Congressen hat er
seine fachmännische und stets pointiert vorgetragene Kritik geäußert, wo
es paßte, und Diskurse vorangetrieben.
Er wird uns ein Vorbild bleiben, und wir werden ihn vermissen.
Klaus Brunnsteins Familie hat eine Kondolenz-E-Mailadresse
eingerichtet: [gedenken(at)brunnstein.de][2].
[1]: https://www.inf.uni-hamburg.de/inst/ab/svs/team/brunnstein.html
[2]: mailto:gedenken(at)brunnstein.de